Inzwischen gibt es mehr „besorgniserregende Varianten“ bei der Bekämpfung der Pandemie als beim Virus selber.
Beispiele?
Bundesjustizminister Marco Buschmann hofft auf Lockerungen ab März wenn keine neuen Varianten aufkommen, die die Situation wieder verändern. Aber zählt BA.2 schon zu so einer „neuen“ Variante? Und was muss passieren, damit die FDP umdenkt? Die Partei schweigt.
Die Union will eine Impflicht sogar nur dann, wenn es neue gefährliche Varianten gibt und zugleich einen passenden Impfstoff. „Trifft eines von beidem nicht zu, wäre eine Impfpflicht wenig zielführend“, so der gesundheitspolitische Sprecher der Union Tino Sorge.
Das bedeutet im Zweifel: Wir brauchen tausende von Toten um festzustellen, dass eine Variante gefährlich ist und noch einmal tausende von Toten, bis ein genau auf diese Variante zugeschnittener Impfstoff entwickelt, zugelassen, produziert und distribuiert ist.
Und dann heißt es vermutlich: Wegen des hohen Anteils von Genesenen in der Bevölkerung ist eine Impflicht wenig zielführend.
Intuitiv hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wohl die richtigen Worte gefunden, als er von einem „Krieg gegen den Virus“ sprach, wissend, dass eine bellizistische Rhetorik das Land hinter seiner Präsidentschaft vereinen könnte.
Bei uns wird der Erfolg der Pandemiebekämpfung dagegen scheinbar nicht mehr an geretteten Menschenleben gemessen, sondern an gewonnenen Wählerstimmen.
Der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte hat für das Pandemiemanagement den Fantasiebegriff „kuratiertes Regieren“ erfunden. Sein Kollege Charles E. Lindblom hat im Jahr 1959 bereits ein noch trefferendes Wort geprägt: muddling through.