
Es ist kompliziert mit Pegida und den Medien. Auf der einen Seite schimpfen die Pegida-Anhänger über die Desinformation durch “Mainstream-Medien” und “Lügenpresse”, aber ein sieben Jahre alter Spiegel-Titel über über die “stille Islamisierung” (13/2007) wird trotzdem gerne als Rechtfertigung für die eigene Islamophobie herangezogen (so geschehen während eines Dialogs mit einem Bekannten, der Facebook-Fan der Pegida ist).
Den Spiegel selber ficht das offensichtlich nicht an – auf Twitter wirbt Nikolaus Blome, Leiter des Hauptstadtbüros des “Sturmgeschützes der Demokratie”, für einen Anti-Pegida-Leitartikel. Die Politik, so der Kommentar, könne mit der Unterstützung der Pegida durch offensichtlich größere Teile ihrer Wählerschaft nicht umgehen.
@NikolausBlome @DerSPIEGEL Mir hat ein Pegida-Anhänger den Spiegel-Titel zur schleichenden Islamisierung als Beleg f seine Thesen geschickt!
— Daniel Florian (@d_florian) December 20, 2014
Ich würde hinzufügen, dass auch die Medien sich fragen sollten, ob sie ihrer Aufgabe, eine demokratische Debattenkultur zu schaffen, immer gerecht geworden sind. Oder ist ein Titel über die “stille Islamisierung” nicht eine selbsterfüllende Prophezeiung, weil jeder der will, dafür einen Beleg finden kann – und sei es nur der “halal”-Sticker in der örtlichen Dönerbude.
Woher kommt die Angst der Menschen vor dem Islam? Sie wird jedenfalls nicht durch einem charismatischen Anführer wie Marine Le Pen in Frankreich oder Geert Wilders in den Niederlanden genährt – zum Glück fehlt der Pegida eine vergleichbare Führungsfigur! Vielleicht rührt das Gefühl der Entfremdung im eigenen Land doch eher daher, dass der Islam auch in den Medien oft ziemlich holzschnittartig und einseitig dargestellt wird …
Nicht nur die Politik muss eine Antwort auf Pegida finden, auch die Medien sollten sich ein paar kritische Fragen über ihre eigenen Berichte über den Islam in Deutschland stellen!
Foto: Der Spiegel (Ausschnitt aus dem Cover von Ausgabe 13/2007)