In Berlin hat die Konferenzsaison der “Digitalen Bohème” ihren Höhepunkt erreicht. Von der Next bis zur re:publica, CDU Media Night und der Media Convention finden so viele verschiedene Konferenzen statt, dass in sozialen Netzwerken bereits nach einer neuen Regulierungsbehörde für Medienkonferenzen gerufen wird.
Für die Start-Up-Stadt Berlin ist das blendende Werbung. In den vergangen Jahren hat sich Berlin in der Gründerszene einen durchaus respektablen Ruf erarbeitet, auch wenn es bislang noch keinen signifikaten “Exit” eines Investors gab. Auch politisch haben Start-Ups mit der Gründung des Bundesverband Deutsche Startups und des Beirats Junge Digitale Wirtschaft beim Wirtschaftsministerium Rückenwind bekommen. Der Beirat Junge Digitale Wirtschaft, gegründet vom ehemaligen Wirtschaftsminister Philipp Rösler, hat sogar den Regierungswechsel gut überstanden.
Die Flitterwochen von Politik und Start-Up-Branche könnten allerdings schon bald zu Ende sein. Denn der Widerstand gegen die disruptive Kraft der New Economy wächst. Der Taxi-Alternative Uber bläst nicht nur in Berlin, sondern auch in anderen Städten Europas Gegenwind entgegen. Und das Hotelgewerbe wehrt sich gegen unlauteren Wettbewerb durch die Privat-Vermietung AirBNB.
Das Handelsblatt widmete der Start-Up-Szene diese Woche einen kritischen Kommentar, weil die junge Internetwirtschaft keine eigenen Produkte und Dienstleistungen entwickeln, sondern lediglich Plattformen schaffen, für deren Nutzung sie Gebühren verlangen: “Sie lassen die Realwirtschaft arbeiten und schöpfen einen Teil der Leistung ab.” Damit, so die Autorin, entziehen sich die Start-Ups der Verantwortung, weil sie nicht für schlechte Arbeitslöhne oder schlechte Leistungen verantwortlich gemacht werden können.
Die genannten Beispiele zeigen, wie entscheidend das politisches Umfeld auch für junge Unternehmen ist. Wenn der eigene Business-Case politischen Entscheidern nicht ausreichend vermittelt wird oder eine Allianz von politisch gut vernetzten Wettbewerbern den Kampf gegen die unliebsame Konkurrenz aufnimmt, kann ein Unternehmen schnell die “license zu operate” verlieren.
In seiner “Rede zur Lage der Nation” auf der re:publica hat Sascha Lobo gemahnt, die Netzgemeinde dürfe nicht länger eine “Hobby-Lobby” bleiben. Was für die Netzgemeinde gilt, sollte – wie der Fall Uber zeigt – erst Recht für Internet-Unternehmen gelten.
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