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Samsung, die Oscars und ein #selfiegate

Samsung, die Oscars und ein #selfiegate

Die Oscars haben ein Selfiegate: das mehr als drei Millionen mal auf Twitter geteilte “Selfie” von Oscar-Moderatorin Ellie DeGeneres und einen halben Dutzend Filmstars war eine heimliche Marketing-Aktion von Handyhersteller Samsung, so das Wall Street Journal gestern.

Aber ist es wirklich verwunderlich, wenn auf einer Veranstaltung, die Schauspieler und Kreative auszeichnet, auch die Veranstaltung selbst inszeniert wird? Wann immer heute medienwirksam eine scheinbar spontane Begeisterung entsteht, suche ich inzwischen instinktiv nach dem Logo des heimlichen Sponsors, denn wirklich spontan ist leider nichts mehr an solchen Aktionen.

Nun ist natürlich an gut gemachtem Marketing nichts auszusetzen. Nur dass die Samsung-Aktion weder besonders kreativ ist noch – vermutlich – besonders effektiv war. André Vatter hat bereits kurz vor der Oscar-Verleihung am Beispiel des Hypes um den “Supergeil”-Spot von Edeka darauf hingewiesen, dass “Likes” und “Shares” eben nicht gleich sales sind. Die Samsung-Verantwortlichen werden sicherlich einen unglaublich hohen “Anzeigenäquivalenzwert” für das Oscarselfie berechnen können (das ist der Wert, der beschreibt was eine klassische Werbekampagne mit ähnlich hoher Aufmerksamkeit kosten würde) – aber wird deswegen auch der “Return on Investment” der Aktion stimmen?

Das Problem mit dem Selfie ist, dass das Selbstportrait zwar ein “Event” kreiert, aber keine Geschichte erzählt. Das unterscheidet Samsung zum Beispiel von Coca-Colas Content-Strategie “Journey” und ähnlichen Ansätzen, die es verstehen, Kunden durch Storytelling und echtes Content-Marketing an sich zu binden – also nicht nur Impulse zu senden, sondern auch zu empfangen.

Konkurrent Apple fällt nicht durch aufwendige Sponsorings auf. Die Firma aus Cupertino übt sich statt dessen – auch im Design – in understatement und bedient sich damit des ältesten Werbetricks der Welt: sich rar zu machen. Das sollte Samsung bei der nächsten Oscar-Verleihung vielleicht auch einmal probieren.

Update: Samsung behauptet inzwischen, ihr Mobiltelefon sei “organischer” Teil des Selfies gewesen. Das meinte ich nicht mit understatement (und halte es auch nicht für glaubwürdig).

Foto: @TheEllenShow

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