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Steinbrück, Augstein und die Medienmaschine

Steinbrück, Augstein und die Medienmaschine

Zwei Männer haben die Diskussion in Medien, sozialen Netzwerken und Blogs in den letzten Tagen bestimmt: Peer Steinbrück und Jakob Augstein. Letzterer wurde vom Simon-Wiesenthal-Zentrum gemeinsam mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und anderen Bösewichten auf eine Liste der weltweit gefährlichsten Antisemiten gesetzt und ersterer machte Schlagzeilen, weil er vor 14 Jahren einmal Chef des Sparkassenverbandes in Schleswig-Holstein werden wollte.

Beide Fälle – so unterschiedlich sie auch sind – haben eins gemeinsam: sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf die falschen Themen. Beispiel Augstein: Man kann die Israel-Kritik von Jakob Augstein für überzogen, falsch und polemisch halten. Aber die sichtbaren Antisemiten, die braunen Mörder, die Terroristen und die hellbraunen Nazis auf Cocktailempfängen sollten uns mehr Sorgen machen als Jakob Augstein. Das sage nicht ich, sondern TV-Moderator Michel Friedman.

Beispiel Steinbrück: In der Welt enthüllt Steinbrück-Biograph Daniel Friedrich Sturm, dass Steinbrück 1998 mit dem Posten als Chef des Sparkassenverbandes in Schleswig-Holstein geliebäugelt hat. “Er wollte endlich ordentlich verdienen”, vergisst Sturm nicht zu erwähnen. Was soll das? Peer Steinbrück will Kanzler der Bundesrepublik Deutschland werden – wäre es da nicht angebracht, über das Programm von Peer Steinbrück zu reden und nicht über ein 14 Jahre altes Bewerbungsschreiben? Auf dem SPD-Parteitag Anfang Dezember  hat Steinbrück eine kämpferische Rede gehalten, die detailliert auflistet, vor welchen Problemen das Land steht. Es gibt also genügend Themen, über die wir diskutieren könnten.

Sollten wir lieber nicht über Israelkritik und Antisemitismus reden? Doch, aber nicht auf dem Niveau von Top-10-Listen und Beschimpfungen à la Broder. Und darf man nicht über die Vergangenheit eines Kanzlerkandidaten schreiben? Doch, aber wir setzen unsere Prioritäten falsch, wenn wir mehr über Peer Steinbrücks Missgeschicke als über das Programm von CDU / CSU und SPD für die Bundesrepublik Deutschland reden.

Foto: Das Blaue Sofa, Copyright: Das blaue Sofa / Club Bertelsmann

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