Die Vorstellung des Google Nexus One Phones hat deutlich gezeigt, was die Auguren der Business Week schon im Sommer 2009 vorhergesagt haben: Apple und Google rüsten sich zum Kampf um den mobilen Internetnutzer – und kommen sich dabei immer stärker ins Gehege.
Ist der neue Tech-War – nach Microsoft vs. Apple und Microsoft vs. Google – also Apple vs. Google? Vielleicht, und das Duell der beiden Giganten ist nicht nur Geeks relevant, sondern auch für Ökonomen. Denn hinter beiden Firmen stehen grundsätzlich verschiedene Management-Philosophien.
Einen Blick hinter die Kulissen von Apple wirft eine Reportage des Wired-Magazins, in der die nervenaufreibende Entwicklungsgeschichte des iPhone beschrieben wird: eine perfekt aufeinander und geheimbündlerische Maschinerie, in der Steve Jobs alle Fäden in der Hand hält:
[aartikel]0875847544:right[/aartikel] Die Philosophie von Google könnte gegensätzlicher kaum sein: Die legendäre 80:20-Regel, nach der jeder Google-Ingenieur einen Tag der Woche darauf verwenden darf, eigene Projekte zu entwickeln, sorgt für ein Stakkato an neuen Produkten und Services. Formuliert hat dieses Prinzip Shona L. Brown, eine ehemalige McKinsey-Beraterin und derzeitige Senior Vice President für Business Operations bei Google. Der Titel ihres Buches (“Competing on the Edge. Strategy as Structured Chaos”) spricht Bände über die Unternehmensphilosophie von Google, die brandeins treffend zusammenfasst:Through it all, Jobs maintained the highest level of secrecy. Internally, the project was known as P2, short for Purple 2 (the abandoned iPod phone was called Purple 1). Teams were split up and scattered across Apple’s Cupertino, California, campus. Whenever Apple executives traveled to Cingular, they registered as employees of Infineon, the company Apple was using to make the phone’s transmitter. Even the iPhone’s hardware and software teams were kept apart: Hardware engineers worked on circuitry that was loaded with fake software, while software engineers worked off circuit boards sitting in wooden boxes. By January 2007, when Jobs announced the iPhone at Macworld, only 30 or so of the most senior people on the project had seen it.
Wie bringt man diese Kleinstadt an Informatikern, Mathematikern, Vertrieblern, Ökonomen, Juristen und sonstigen Denkern dazu, nicht nur die Kernkompetenz auszubauen – also mehr Geld aus immer präziserer Suche herauszuschlagen –, sondern ständig neue Dienste zu entwickeln? Die Antwort lautet, im Slang der Szene: “Spaghetti Approach”. Man nehme eine Handvoll unfertiger Ideen, werfe sie wie gekochte Nudeln an die Wand und warte ab, welche kleben bleiben und welche über kurz oder lang abrutschen oder gleich zu Boden fallen. So sollen sich die nächsten Kassenschlager herauskristallisieren – der Rest wandert in die Mülltonne.
Das strukturierte Chaos oder die totale Disziplin? Ökonomen dürften mit Spannung beobachten, welche Unternehmensphilosophie sich in dieser Dekade als die erfolgreichere erweist.
Foto: Antonio Manfredonio, Lizenz: CC BY-SA 2.0
mhhh, wo hier die Oekonomen-Perspektive zu finden ist, muss mir erlaeutert werden? Da werden wohl unterschiedliche Teildisziplinen der Wirtschaftswissenschaften (Business/Management/Organization vs. Economics) miteinander verwechselt…
Wie du schon sagst: Organisationsforschung ist eine Teildisziplin der Wirtschaftswissenschaften … mir ging es vor allem darum: der Wettbewerb zwischen Apple und Google wird vornehmlich als ein Wettbewerb um Märkte und Kunden betrachtet. Es ist aber auch ein Wettbewerb unterschiedlicher Organisationsformen von Unternehmen.