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Nach dem #Agreekment: Linkliste zum Selberdenken

Nach dem #Agreekment: Linkliste zum Selberdenken

Am 13. Juli 2014 jubelte Deutschland über den Sieg bei der Fußball-Weltmeisterschaft. Ein Jahr später stehen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union, stehen die Bürger Europas nach einem siebzehnstündigen Verhandlungsmarathon um den Verbleib Griechenlands in der Eurozone vor einem politischen Scherbenhaufen.

Es ist unmöglich, abzusehen, wieviel Porzellan in dieser Nacht zerschlagen wurde und wohin die Eurozone sich von heute an entwickeln wird. Deswegen an dieser Stelle keine Analyse der Verhandlungen, sondern eine Liste von lesenswerten Artikeln, die in den letzten 24 Stunden erschienen sind. Bildet euch eure eigene Meinung:

Der streitbare konservative Politiker und Bürgermeister von London Boris Johnson machte den Anfang mit einer Hasstirade gegen Deutschland: “No one can read that German paper, and conclude that the EU is still meant to be an association of sovereign nation-states”, schreibt Johnson im Telegraph. “These Schäuble proposals are tyrannical.”

Auch Zeit Online glaubt, dass diese Nacht noch lange nachwirken wird: “Europa hat an diesem Wochenende und in der langen Verhandlungsnacht zu Montag in den Abgrund geschaut”, meint Ludwig Greven. Schäuble habe durch seine harte Haltung ein Zerwürfnis mit Frankreich riskiert und die bisherige deutsche Tradition einer immer engeren Zusammenarbeit in der Union zugunsten einer Nord-Süd-Spaltung aufgegeben – aus Angst vor einer Abstimmungsniederlage im Bundestag.

Auf Spiegel Online bezweifelt Wolfgang Münchau, ob die Einigung diese Nacht wirklich nachhaltig ist: “Für das, was jetzt beschlossen wurde, gibt es in Griechenland niemanden, der inhaltlich dahintersteht. Es ist das Programm einer feindlichen ausländischen Macht. Dadurch wird der Grexit bestenfalls hinausgeschoben, aber nicht verhindert. Lediglich die Kosten eines Grexits werden für alle Beteiligten steigen.”

Der Economist sieht den Verlierer des Abends in Griechenland: “The referendum promised the impossible: a less-harsh package of reforms and continued membership in the euro zone. But once it became clear that the euro zone creditors were in no mood to negotiate, Greek parliamentarians (and, it would seem, many Oxi voters) did not need long to determine that a Grexit would be more catastrophic than more austerity.”

Diese Interpretation hält Gideon Rachman in der Financial Times wiederum für Nonsense: “If anybody has capitulated, it is Germany. The German government has just agreed, in principle, to another multibillion-euro bailout of Greece – the third so far. In return, it has received promises of economic reform from a Greek government that makes it clear that it profoundly disagrees with everything that it has just agreed to. The Syriza government will clearly do all it can to thwart the deal it has just signed. If that is a German victory, I would hate to see a defeat.”

Ein Schrecken ohne Ende anstatt ein Ende mit Schrecken sieht auch die Schweizer NZZ: “Je länger die Krise andauert, umso weniger geht es drittens um Ökonomie. Ein früher Grexit und ein Forderungsverzicht der staatlichen Gläubiger hätten zwar deren Haushalte belastet, aber es wäre vorrangig ein wirtschaftliches Problem geblieben. Unterdessen dominieren in der Auseinandersetzung mit Griechenland längst die politischen Gesichtspunkte.”

Wer jetzt noch meint, er wüsste wer Schuld ist oder was zu tun sei hat meinen Respekt. Die Griechenlandkrise ist mitnichten gelöst, sie geht nur in die nächste Runde. Ende offen.

Nachtrag: vielleicht muss man das auch alles mit Humor sehen:

https://twitter.com/MikePMoffatt/status/618509420574736384

Foto: Die Linke, Lizenz: CC BY-SA 2.0

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