Eine Überraschung gab es doch während der Günther Jauch-Sendung mit dem griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis heute: angesprochen auf einen Auftritt bei einer Konferenz in Zagreb aus dem Jahre 2013, bei dem Varoufakis Deutschland den “Stinkefinger” zeigt, sagte Varoufakis, das Video (entscheidende Stelle bei 40:32) sei manipuliert. Nie habe er in Bezug auf Deutschland diese Geste benutzt.
Ob der Manipulationsvorwurf stimmt, ist noch nicht erwiesen. Der Zeit-Journalist Jochen Bittner hat zu der Causa allerdings bereits alles Wichtige gesagt:
Der Finger wäre entschuldbar.Nicht entschuldbar wäre,wenn #Varoufakis über ihn lügt. #Vertrauen #Griechenland #Jauch pic.twitter.com/xkBEaHmttC
— Jochen Bittner (@JochenBittner) March 15, 2015
Es wäre extrem dumm, wenn Yaroufakis sich zur Prime Time und ohne Grund beim Lügen erwischen lassen würde. Schließlich hätte er auch einfach sagen können, dass er damals noch nicht Teil der griechischen Regierung war und die Geste heute nicht wiederholen würde.
Andererseits wäre es Varoufakis zuzutrauen, sich so selber ins Aus zu manövrieren. Es passt in das Muster, das auch bei seinem Auftritt mit einem Luxus-Schal und seiner Homestory in der französischen Klatschpresse erkennbar ist: ein untrügliches Gespür für unsensible Auftritte, die er später kleinlaut entschuldigen muss.
Mit seinen streitbaren und scheinbar erratischen Aussagen verzettelt sich Varoufakis auf Nebenschauplätzen, die seine Glaubwürdigkeit auf der zentralen Bühne der Verhandlungen um die griechischen Schulden ernsthaft gefährden. Das wäre nicht nur für Griechenland schlecht, sondern auch für Europa, das sich einen “Graccident” nicht leisten kann.
Update (15. März 2015): Stefan Niggemeier kritisiert die ARD wegen ihrer Präsentation des Ausschnitts. Er mag nicht Unrecht haben – aus meiner Sicht erklärt dies aber nicht die Reaktion Varoufakis’ auf den Ausschnitt – warum hat er nicht dasselbe Argument wie Niggemeier gebracht sondern von Manipulation gesprochen?
Foto: Jörg Rüger, Lizenz: CC BY 3.0