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Alternative für Deutschland: keine Macht für Professoren

Alternative für Deutschland: keine Macht für Professoren

Ein Gespenst geht um in Europa: das Gespenst des Euro-Skeptizismus. Rechtzeitig zur Bundestagswahl hat sich in den vergangenen Wochen eine neue Partei gegründet, die sich gegen die Europa-Politik von Bundeskanzlerin Merkel positioniert und dort Stimmen sammelt, wo Union und FDP nach “links” rücken und ordoliberale Positionen aufgeben.

In den Umfragen taucht die “Alternative für Deutschland” (AfD) bislang noch nicht auf, aber die Frankfurter Allgemeine berichtete bereits, dass die erste öffentliche Veranstaltung der Partei immerhin 1.200 Personen anzog. Wie ernst muss man die AfD also nehmen?

Ich glaube: nicht sehr ernst. Deutlich wurde dies am vorgegangenen Mittwoch zu später Stunde in der ARD, als Anne Will mit Bernd Lucke, einem der Gründer der Partei, und anderen Gästen über den den “Sündenfall Zypern – Vertrauen weg bei Europas Sparern?” diskutierte.

Nicht, dass Lucke seine Rolle nicht gut gespielt hätte – im Gegenteil, mit Engagement und Intelligenz legte Lucke dar, warum er die gegenwärtige Europapolitik für schädlich hält und wie er Europa vor dem permanenten Bail-Out schützen will.

Und dennoch – für eine fünf vor dem Komma wird das bei der nächsten Bundestagswahl nicht reichen. Dies liegt zum einen an Nikolaus Blome. Der Chefredakteur der Bild machte in der Sendung deutlich, dass ihn die Argumente der Euro-Gegner nicht überzeugen. Auf die die Unterstützung der größten deutschen Zeitung können die Newcomer der AfD also nicht zählen.

Zum anderen liegt dies an Edmund Stoiber, der ebenfalls im Studio saß und leidenschaftlich die Zwangsmaßnahmen der EU gegen Zypern verteidigte. Wie eine kaum zu stoppende bayerische Kalaschnikow wetterte Stoiber gegen das zyprische “Geschäftsmodell”, russische Oligarchen und die Kritiker der Kanzlerin und ihres Finanzministers.

Und als Lucke schließlich erläutert, wie er und seine Partei sich den Ausschied aus dem Euro vorstellen, entfährt Stoiber ein spontanes “Schon wieder so ein Professor!”, weil er die politischen Konsequenzen solch eines Ausstiegs für den Anfang vom Ende der EU hält.

“Schon wieder so ein Professor!” – dass ausgerechnet Stoiber dieser Satz entgleitet entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn es war der CDU-Finanzexperte Paul Kirchhof, der im Wahlkampf 2005 von Bundeskanzler Schröder so erfolgreich als “dieser Professor aus Heidelberg” denunziert wurde, dass die Union das Wahlziel einer schwarz-gelben Koalition deutlich verpasste.

Professoren und Politik – in Deutschland passt dies – leider, wie ich finde – nicht zusammen. Am Ende könnte die AfD also auch daran scheitern, dass sie so gescheite Mitstreiter hat.

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