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David Plouffe: “The Audacity to Win”

David Plouffe: “The Audacity to Win”

Natürlich, wer “The Audacity to Win” liest, weiß bereits vor der ersten Seite, wie die Geschichte ausgehen wird: Barack Obama wird der 44. Präsident der Vereinigten Staaten, der erste Schwarze im Weißen Haus. Und es wurde auch schon viel über die bemerkenswerte Kampagne von Barack Obama geschrieben. Und dennoch macht es Spaß zu lesen, wie Obamas Kampagnenmanager David Plouffe die zwei Jahre bis zum Einzug ins Weiße Haus erlebt hat.

Beindruckend ist die Disziplin, mit der Obamas Team seine auch aus amerikanischer Sicht oft eigenwillige Kampagne gegen Kritiker verteidigt und seine Strategie – Wahlmänner statt Stimmen der “popular vote” zu gewinnen und auf die Mithilfe vieler Freiwilliger statt auf “Endorsements” einzelner prominenter Unterstützer zu setzen – konsequent umsetzt:

One of the fundamental truhths of the campaign story, one that will always stick with those of us who went through it, is that we threw long. We refused to be defined by past electoral and American history, by what we were told we couldn’t do. We tried to see things simply as they existed.

Barack Obamas Sieg beruht auf der Mobilisierung von Wählergruppen, die sonst kaum zur Wahl gehen, vor allen Dingen junger Menschen und Schwarzer. Für die Demokraten war der Vorsprung überwältigend: seit der Wahl von Lyndon B. Johnson 1963 hatte kein demokratischer Präsidentschaftskandidat mehr so viele Stimmen gewonnen wie Barack Obama.

Der Weg ins Weiße Haus führte durch die härtesten Vorwahlen der jüngeren Geschichte der USA, und das spiegelt sich auch im Buch wieder: fast zwei Drittel der gesamten Geschichte befassen sich mit den Vorwahlen und dem Kampf Obamas gegen die “unvermeidliche” Kandidatin Hillary Clinton, die letzlich jedoch scheiterte. Nach der Nominierung durch den Parteitag der Demokraten, so scheint es beim Lesen, war die Wahl Obamas nur noch ein Spaziergang gewesen.

Einen Dämpfer bekommt der Mythos verpasst, dass Obama den Wahlkampf vor allem durch den cleveren Einsatz des Internet gewonnen habe. Zwar spielte das Netz – und vor allen Dingen die Social-Network-Seite my.BarackObama.com eine wichtige Rolle im Wahlkampf. Plouffes Buch zeigt aber, dass nicht das Internet, sondern ein cleveres Datenmanagement den eigentlichen Erfolg der Kampagne ausmachte. Unermüdlich haben Barack Obamas Unterstützer “field reports” über die Begegnungen mit Obama-Wählern und Unentschlossenen ausgefüllt und so ein genaues Bild der Stimmung im Land gezeichnet. Diese Daten – oft genauer als die Meinungsumfragen der Umfrageinstitute – waren die Grundlage des Erfolges von Barack Obama in den “battleground states”.

Ist “The Audacity to Win” ein “must-read” für Kampagnenmacher, das Buch zum Sieg? Ja und nein. Viele Elemente des US-Wahlkampfes sind nur schwerlich auf die BRD zu übertragen, das eigentliche Erfolgsrezept des Wahlkampfes ist dafür um so simpler:

We began with the belief that we needed a clear message as well as a single strategy. The message would encapsulate the emotion and substance we were offering voters, and the strategy would outline our theory for how we would suceed. Both of these were established at the outset and inviolable.

Eine exzellente Kampagne besteht eben aus einfachen Dingen.

Foto: John Althouse Cohen, Barack and Michelle Obama on election night, Lizenz: CC BY-SA 2.0

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